Einheitsdenkmal

Auch wenn ich Rauterbergs Frage: „Wer braucht so was?“ nachvollziehen kann, überrascht mich doch die Heftigkeit seiner Ablehnung, die sich nur erklären lässt, wenn man eben tatsächlich das erwartet: ein Nationalsymbol.- Wie Rauterberg aber ja selbst schreibt: Nationalsymbole gibt es bereits und der Wettbewerb kann nicht ernsthaft als solcher gesehen werden. Zumal die Zeit nicht schlechter sein könnte: die Menschen sorgen sich um die Zukunft, um Fukushima und die Finanzkrise, politische Großtaten wie in Stuttgart sind unpopulär. In einer solchen Zeit, ein Nationalsymbol auszurufen kann nur als weiteres Indiz für die Ignoranz der Politik, im Bosnderen der CDU von vielen verstanden werden.

Vergessen wir also einmal diesen Anlass und betrachten wir die Arbeit an sich. Dass das Konzept nicht von einem Architekten, sondern von eine Eventagentur und einer Choreografin stammt macht ja zunächst einmal den Reiz aus. Eine weitere statische und doch nicht wirklich groß gedachte (denn dazu fehlt dann der Politik doch wieder der Mut) Architektur braucht nun wirklich niemand. Schön also, dass Milla & Partner einen anderen Weg gewählt haben. Den „jahrmarkthaften Spaß“, die Auflösung im „Event“, die „sachzwangskulptur für die erinnerungsfaule Spaßgesellschaft“ kann ich im Entwurf nicht sehen. Leichtigkeit, Beweglichkeit ja, sicher auch ncihts, was aneckt. Und Beliebigkeit – ja, ok. Peinlich ist aber nicht der Entwurf, sondern die Ausschreibung eines Nationaldenkmals. Peinlich sind auch zahlreiche andere Architekturleistungen in Berlin – angefangen vom Sony Center am Potsdamer Platz, ein Geschenk der armen Stadt an den japanischen Konzern oder der Wiederaufbau des Stadtschlosses. Sich so über den Entwurf von Milla & Partner aufzuregen, heißt, sich dem Kleinmut der Politik anzuschließen. Auch das ist, irgendwo, peinlich.

http://www.zeit.de/2011/17/Einheitsdenkmal

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