Wie Cultural Probes deine User Research noch besser machen

Ein tieferer Einblick in das Leben der Nutzer für ein besseres Verständnis

Als wir im letzten Sommer Ideen für zukunftsrelevante Services eines unserer Kunden entwickelten, begann ein wichtiger Teil der Arbeit bereits einige Wochen zuvor. Für eine nutzerzentrierte Vision wollten wir einen Einblick in die tatsächliche Lebenswelt unserer Nutzer, in ihr Verhalten sowie in ihre Motivationen und Erwartungen erhalten, um daraus ein wirkliches Verständnis auf emotionaler Ebene zu entwickeln. Aus diesem Grund entschieden wir uns dafür, Cultural Probes in Kombination mit anschließenden Tiefeninterviews als Research-Methoden unserer Wahl
zu nutzen.

 

Was sind Cultural Probes?

Cultural Probes  – oftmals auch Tagebuch-Studie genannt  –  sind eine Research-Methode, die zu Beginn eines Designprozesses hilft, die alltäglichen Herausforderungen sowie die Ziele und Bedürfnisse der Nutzer zu verstehen. Die Teilnehmer dokumentieren und reflektieren dabei bestimmte Aspekte ihres Lebens über einen längeren Zeitraum hinweg.
Da sie bei dieser Methode ihr reales Verhalten selbst erfassen, erhält man weitestgehend unbeeinflusste Einblicke aus ihrer Perspektive, was Cultural Probes besonders wertvoll für eine frühe Inspirationsphase macht.

Wie haben wir Cultural Probes genutzt?

Wie bereits erwähnt, bestand unser Ziel bei der Nutzung von Cultural Probes darin, einen Einblick in das Leben der Teilnehmer zu bekommen und dabei vor allem in ihre Beziehungen zu Marken und Menschen.
Ausgehend von den zentralen Fragestellungen unseres Kunden wollten wir verstehen, was Menschen dazu bringt, bestimmte Marken und Produkte regelmäßig zu nutzen und was eine emotionale Beziehung zu ihnen entstehen lässt. In diesem Zusammenhang interessierte uns nicht allein der Markenkontext, sondern auch die Beziehung zum Lieblingsnachbar oder der Buchhändlerin des Vertrauens, um Analogien herstellen zu können.

Auf dieser Basis entwickelten wir ein Set an Aktivitäten, mit dem sich die zwölf Teilnehmer eine Woche lang beschäftigen sollten. Die Aktivitäten bezogen sich in unserem Fall nicht auf Themen wie die Dokumentation der Nahverkehrsnutzung oder der Lebensmitteleinkäufe, die häufig mittels Cultural Probes erfasst werden. Stattdessen lag unser Interesse daran, mit immer tiefergehenden Fragen die Teilnehmer für ihre Beziehungen, ihre Routinen und ihre diesbezüglichen Erwartungen zu sensibilisieren und sie somit im Laufe der Woche zunehmend in unser Interessensfeld eintauchen zu lassen. Dies brachte mit sich, dass die Aktivitäten teilweise, aber nicht immer mit den jeweiligen Tageserlebnissen in Verbindung standen.

Um durch Abwechslung den Spaßfaktor und damit die Motivation der Teilnehmer zu erhöhen, erweiterten wir die Aktivitätskarten um zusätzliche Materialien wie Lose und Emoji-Sticker, die Teil der einzelner Aufgaben waren.

 

 

Das Kit gestalteten wir bewusst analog und nicht digital, um zu erreichen, dass sich die Teilnehmer wirklich ungestört den Aufgaben widmen und nicht von digitalen Benachrichtigungen und ähnlichem abgelenkt oder unterbrochen werden.

Diese Entscheidung wurde von den Teilnehmern honoriert, die sich freuten, nach einem langen Arbeitstag zur Abwechslung zu Stift und Papier zu greifen und denen außerdem die liebevolle Gestaltung auffiel.

„Die Studie hat mich inspiriert, wieder Tagebuch zu führen!“

Etwa eine Woche vor dem Start der Studie haben wir das Schweizer Startup TestingTime mit der Rekrutierung der zwölf Teilnehmer beauftragt.
Dafür haben wir uns genau überlegt, welche Kriterien unsere Teilnehmer erfüllen sollen und versucht, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Faktoren wie Alter, Wohnort und weiteren Lebensumständen zu erreichen. Innerhalb weniger Tage tauchten im Online-Lineup von TestingTime passende Teilnehmer auf und wir konnten direkt mit ihnen in Kontakt treten.

Vor dem Versand testen wir das Kit in mehreren Runden mit Kollegen und Freunden um sicherzustellen, dass die Aufgaben auch wirklich von allen richtig verstanden werden und die gewünschten Ergebnisse bringen.
Dies brachte uns wertvolle Hinweise, die wir noch vor Beginn der Studie umsetzen konnten und führte darüber hinaus dazu, dass die Teilnehmer nach einer kurzen Einführung keine weiteren Fragen hatten und wir nach Ablauf der sieben Tage nach unseren Vorstellungen ausgefüllte Aktivitätskarten zurückbekamen.

 

 

Nun ging es daran, die Informationen zu clustern, auszuwerten und Muster zu erkennen, um diese in den darauf folgenden Interviews zu überprüfen und weiter zu vertiefen. Denn vor allem im Zusammenspiel mit den persönlichen Gesprächen, in denen es dann konkreter um das Produkt unseres Kunden ging, zeigte sich der wahre Wert der Methodenkombination – wie ihr im Folgenden lesen könnt.

 

Was hat uns die Nutzung von Cultural Probes gebracht?

  • Cultural Probes geben einen Einblick in die Lebenswelt der Teilnehmer.
    Die Cultural Probes schafften ein Verständnis für das Verhalten und die Bedürfnisse der Teilnehmer in ihrem Alltag. Durch die Selbstdokumentation waren die Einblicke persönlicher und konkreter als Beobachtungen, ehrlicher als Interview-Antworten und dokumentierten einen längeren Zeitraum.
  • Cultural Probes stimmen die Teilnehmer ein.
    Das Cultural Probes Kit veranlasste die Teilnehmer, sich bereits vor dem Interview mehrere Tage mit ihrem Verhalten und ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise waren sie mental auf unser Gespräch vorbereitet und die entsprechenden Themen waren ihnen ‚präsenter‘.
  • Cultural Probes stellen eine persönliche Atmosphäre her.
    Durch das Cultural Probes Kit bekamen wir die Gelegenheit uns vorzustellen und die Teilnehmer in unsere Arbeit zu involvieren. Dies förderte eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre beim Interview und steigerte die Motivation der Teilnehmer, zu einem wertvollen Ergebnis beizutragen.
  • Cultural Probes bieten Gesprächseinstiege.
    Die Ergebnisse der Cultural Probes waren immer wieder Gesprächsgrundlage und halfen uns im Interview schnell zu den relevanten Punkten zu kommen. Spezifische Aussagen ließen sich vor dem Hintergrund der allgemeinen Bedürfnisse und Erwartungen der Teilnehmer besser einordnen und validieren.

Unser Fazit

In unserem Projekt hat die Kombination von Cultural Probes und Tiefeninterviews zu sehr guten Resultaten geführt und wir planen sie auch in Zukunft so oder in ähnlicher Form zu nutzen.

Sie ermöglichte eine tiefere Beziehung zu den Teilnehmern und führte so zu noch besseren Insights. Außerdem erlaubte sie es uns, die Ergebnisse optimal in unsere weitere Arbeit  –  die Entwicklung neuer Services – einfließen zu lassen, da wir die Nutzer mit ihren Lebenswelten und Herausforderungen nun sehr viel präsenter und lebendiger vor Augen haben.

 

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