Die Webtrends 2016 – Interview mit iBusiness.

Das Branchen-Portal iBusiness bat uns kürzlich um unsere Meinung zum Thema „wahre Webtrends 2016“. Der Artikel ist für registrierte Leser von iBusiness hier abrufbar. Für alle anderen haben wir hier unsere Antworten noch einmal zusammengefasst:

Welche zwei Trends sehen Sie aktuell im Webdesign? Bitte erläutern Sie sie jeweils mit 1-2 Sätzen.

Trend 1: Eine Weiterentwicklung des Flat Design Trends der letzten Jahre: die klassischen Design Pattern des Flat Design, die Kacheloptik und damit verbundene, teils bis zum Exzess ausgeübte Parallax Effekte etc. sind an ihre Grenzen gekommen und werden um neue Pattern, Transitions, Verläufe, in einander greifende Elemente und „dramatic typography“ ergänzt. Dabei wird es auch in Zukunft um die Qualität im Detail gehen – und das geräte- und touchpointspezifisch.

Trend 2: Ich glaube, dass es wieder Zeit ist für mehr Storytelling in den interaktiven Angeboten. Die Darstellung von Inhalten, ob in Newsportalen, auf Markenseiten oder im E-Commerce, wird stärker einer inneren Dramaturgie und Regeln des Storytelling folgen. Wenn man so will sieht man eine Professionalisierung des Contents. Dabei kommen immer mehr – im Gegensatz zu früher – sinnvolle Interaktionen zum Einsatz: z. B. interaktive Infografiken, die durch Interaktion zusätzliche Perspektiven und Aspekte zum Ausdruck bringen.

 

Unterliegt Webdesign Moden, die mal in sind, dann wieder out – und nach einer gewissen Zeit wiederkehren?

Wie in anderen Designdisziplinen gibt es auch im Webdesign einen Zeitgeist, der natürlich von der technologischen Entwicklung mitbestimmt ist, aber auch in Verbindung zu Trends und Bewegungen in einem größeren gesellschaftlichen Kontext steht. Ein Beispiel ist Flat Design, dass mittlerweile vollständig das skeuomorphe Design der frühen 2000er abgelöst hat. Technologisch wurde das durch den Siegeszug der Mobilgeräte befördert: Flat bedeutet einfacheren Umgang mit Responsivitität und Adaptabilität, es ist performanter und einfacher in der Umsetzung als das skeuomorphe Design. Möglich wurde es aber auch erst durch eine gewisse Nutzungskompetenz auf Anwenderseite, die z.B. nicht mehr eine haptische Auszeichnung von Interaktionselementen notwendig machte. Und nicht zuletzt entspricht es einem gesamtgesellschaftlichen Zeitgeist nach der Wirtschaftskrise von 2009, zu reduzieren, zu minimalisieren. Schnörkel, Opulenz, Ornament sind in vielen Bereichen heute tabu.

 

Wie häufig ändern sich die Trends im Webdesign? Ist das, was heute der letzte Schrei ist, in 12 Monaten wieder out, oder erst in 48 Monaten oder sogar noch später?

Das ist schwer zu sagen. Trends entwickeln sich ja nicht von heute auf morgen, sondern schleichend und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Generell gelten wahrscheinlich ähnliche Gesetze wie bei der Innovation. Erst wenn der „Abgrund“ (engl. Chasm) zwischen Innovatoren und Early Adopters auf der einen und einer frühen Mehrheit auf der anderen Seite, überschritten ist, ist ein Trend als solcher erkennbar.

 

In der Mode entstehen Trends unter anderem, indem sich Designer neue Schnitte, Muster, Farben ausdenken, sie auf die Laufstege schicken und alle Welt sie nachmachen. Doch wie entwickeln sich Trends im Webdesign?

Wie bereits oben erwähnt glaube ich dass es immer verschiedener Faktoren bedarf, aus denen sich Trends entwickeln. Auch in der Mode. Schnitte, Muster, Farben werden nicht einfach ausgedacht, sondern reagieren auf einen zeitgeist. Es ist wichtig für Designer, diesen wahrzunehmen, um ihn bewusst aufzugreifen oder auch ablehnen zu können. Gerade in der digitalen Markenführung ist es oft wichtig, NICHT zeitgeistig zu sein, sondern den markenspezifischen Charakter zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei unzeitgemäß zu sein. Und natürlich spielen technologische Entwicklungen und Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. Dazu gehören oft auch Guide Lines von Hardware- und Device-Herstellern wie Apple und Google. Auch reichweitenstarke Plattformen wie Facebook, Whatsapp oder Instagramm verändern den Umgang mit interaktiven Anwendungen nachhaltig und schaffen oftmals neue Bedienparadigmen, die sich dann anderswo wiederfinden.

 

Welche der folgenden Aspekte bestimmen oder beeinflussen die Trends im Webdesign wie stark?

  • Mobilnutzung
  • Usability
  • Mode und Designempfinden aus anderen Bereichen (Fashion, Automotive, Design)
  • Nutzerführung, Customer Journey
  • Design von Social Media/Mobile
  • Internationale Trends

Wie oben erwähnt, halte ich diese Aspekte für zu kurz gedacht als „trend-trigger“. Mobilnutzung – klar! Usability ist ein faktor der aber z.B. jenseits von Trends immer eine Rolle spielt – ebenso Nutzerführung. Internationalität ist heute eher die Norm, es ist fast schwieriger nationale Trends auszumachen. Vor 10 Jahren war das noch deutlich anders. Ich habe damals im Auftrag eines großen Sportbekleidungsherstellers an einer Strudie zu Webdesigntrends mitgearbeitet und wir konnten eindeutige nationale „Schulen“ sehen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Wie bereits erwähnt sollte man Technologie ergänzen in der Liste und gesellschaftliche Entwicklungen und Strömungen nicht unterschätzen. Webdesign passiert ja nicht im Elfenbeinturm.

 

Wie gehe ich mit Webdesigntrends um? Muss ich immer am Ball bleiben oder welche Trends kann ich ignorieren (Bsp. Mal ist Flat Design in, mal 3D. Muss ich mich jedes Mal anpassen)?

Nein, natürlich nicht. Primär sollten immer die Anforderungen aus Nutzer- aus Business- und aus Markensicht sein. Wenn das Aufgreifen bestimmter Trends einen dieser Aspekte stützt, z.B. weil bestimmte Erwartungen bei den Nutzern bestehen oder die Markenpersönlichkeit so besser zum Ausdruck gebracht werden kann, dann sollte man Trends adaptieren. Das Aufgreifen von Moden sollte aber nie Selbstzweck sein. Sonst sieht man schnell sehr alt aus.

 

Man sieht immer noch eine ganze Menge altmodisch erscheinender Webseiten online. Hat das nachweisbar negative Auswirkungen auf Konversion, Nutzungshäufigkeit, Klicks etc.?

Das können Sie vielleicht besser beurteilen als wir Designer: ibusiness.de ist ja ein Beispiel für ein Portal, dass nicht gerade durch seinen modernen Auftritt besticht. Sicher gilt zunächst: die Qualität des Inhalts und die Relevanz des Angebots werden überzeugen. Wenn eine Differenzierung über Angebot und Qualität des Angebots aber schwerfallen, dann kann ein zeitgemäßer Auftritt sicher helfen. Umgekehrt: ein guter Inhalt sollte nicht durch nachlässiges Design herabgewürdigt werden. Aber klar: Wer eine breitere Zielgruppe in einem umkämpften Markt erreichen möchte, muss hinsichtlich zeitgemäßen Design, Usability und eingesetzten Plattformen/Technologien am Ball bleiben.

 

Wenn ich meiner Webseite aktuell eine Frischzellenkur verpassen will, setze ich dann auf einen Relaunch oder kontinuierliche Anpassungen?

Idealerweise ist eine moderne Website so flexibel und modular hinsichtlich ihrer Architektur, dass eine koninuierliche Weiterentwicklung möglich ist. Wer keine mobil-fähige/responsive Seite hat, der wird um einen Relaunch nicht herumkommen. Wer architektonisch die richtigen Grundlagen geschaffen hat, kann auch über einen längeren Zeitraum seine Web-Präsenz mit zeitgemäßen Funktionalitäten und Einbindungen erweitern, Neues ausprobieren und eine gewisse Unabhängigkeit von kurzlebigen Trends erreichen.

 

Wenn man ein internationales Portal, zum Beispiel einen Online Shop betreibt, an welche Webdesign-Trends hält man sich dann am besten? Welche Strategie fährt man, um in verschiedenen Ländern modern zu bleiben?

Das ist hochgradig von Branche, Marke, Zielgruppe und Märkten abhängig.   Wer mehr zum Thema lesen möchte, findet hier den Artikel.

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